In Deutschland werden jedes Jahr fast 24 Milliarden Tabletten, 4 Milliarden Kapseln und 0,7 Milliarden Dragees in Apotheken eingekauft. Ob aber eine Behandlung mit Arzneimitteln zur Linderung der Beschwerden führt, hängt davon ab, auf welche Art und Weise Medikamente eingenommen werden. Die Packungsbeilage gibt Auskunft darüber, was bei der Einnahme eines Arzneimittels zu beachten ist. Grundsätzlich gilt für feste Darreichungsformen zur oralen Einnahme:
Tabletten, Kapseln und Dragees richtig einnehmen
- Medikamente immer in einer aufgerichteten Sitzposition oder im Stehen einnehmen. Dabei den Kopf etwas nach vorne beugen, damit die Arznei leichter in den Magen rutschen kann. Wird das Medikament im Liegen eingenommen, kann es in der Speiseröhre stecken bleiben und diese möglicherweise beschädigen.
- Bestehen Schwierigkeiten bei der Einnahme von Kapseln wegen ihrer Größe, sollte der Arzt oder Apotheker gefragt werden, ob sie geöffnet und nur der Inhalt (Granulat, Pulver, Flüssigkeit) direkt oder mit etwas Wasser geschluckt werden darf. Bei Kapseln dessen Hülle für z.B. eine verzögerte Wirkstofffreigabe wichtig ist, darf diese nicht entfernt werden.
- Tabletten, Kapseln oder Dragees sollten immer mit genügend Flüssigkeit (mindestens 125 ml) eingenommen werden. Ohne ausreichende Flüssigkeitsaufnahme, können Arzneimittel die Füllstoffe enthalten, ihre Wirkung nicht vollständig entfalten.
- Dabei sollten die festen Darreichungsformen entweder mit Leitungswasser oder stillem Mineralwasser geschluckt werden. Das Wasser darf aber nicht erwärmt werden, da sich dadurch das Medikament schon im Mund oder Rachen auflösen könnte. Auch die Einnahme von Medikamenten mit Tee, Kaffee, Milch, Obstsäfte oder alkoholische Getränke sind ungeeignet, da diese Getränke zu Wechselwirkungen mit dem Wirkstoff führen.
- Arzneimittel immer zu der im Beipackzettel angegebenen Tages- oder Nachtzeit einnehmen. Da die Wirkung bei vielen Arzneimitteln, nur morgens oder abends am besten eintritt.
- Neben dem optimalen Einnahmezeitpunkt, ist auch der richtige Abstand zu den Mahlzeiten einzuhalten. Sind keine Angaben im Beipackzettel angegeben, dann gilt im Allgemeinen:
- unabhängig von einer Mahlzeit
Die Kapseln, Tabletten oder Dragees müssen zu keinem festen Zeitpunkt eingenommen werden. Die Einnahme kann entweder nach dem Essen, zum Essen oder vor dem Essen erfolgen. - nach einer Mahlzeit
Da dieser Einnahmezeitpunkt sehr ungenau ist, sind in den Packungsbeilagen präzise Zeitangaben vorgegeben (z.B. 2 Stunden nach der Mahlzeit). - zu einer Mahlzeit
Bei dieser Angabe, ist das Medikament während dem Essen oder kurz nach dem Essen einzunehmen. - vor einer Mahlzeit
Das Arzneimittel muss bei dieser Angabe cirka 30 Minuten vor dem Essen eingenommen werden. - nüchtern (auf leerem Magen)
Die Einnahme sollte 30 – 60 Minuten vor dem Essen oder frühestens 120 Minuten nach dem Essen erfolgen.
- unabhängig von einer Mahlzeit
Der Einnahmezeitpunkt ist unbedingt zu berücksichtigen, denn während ein Medikament auf leerem Magen eingenommen werden kann, muss ein anderes aufgrund seiner Wirkstoffe und der damit verbundenen Magenreizung, zu einer Mahlzeit geschluckt werden.
Hinweise zur Einnahme von Brausetabletten
- Brausetabletten sollten nicht in Milch, Fruchtsaft, alkoholische und heiße Getränke aufgelöst werden. Wird aber im Beipackzettel eindeutig darauf hingewiesen, ist eine Einnahme auch dann unbedenklich.
- Grundsätzlich werden Brausetabletten nur in Wasser aufgelöst. Diese enthalten neben den Geschmackstoffen (z.B. Zitrone, Orange, Waldbeere), auch Natriumcarbonat (Soda), welches die Auflösung der Tablette in Wasser beschleunigt.
- Nachdem die Brausetablette in einem Glas Wasser aufgelöst wurde, sollte dieses sofort getrunken werden. Dadurch wird gleichzeitig sichergestellt, dass der Patient mit der Einnahme des Medikaments auch ausreichend Wasser zu sich nimmt. Dies führt wiederum dazu, dass das Medikament schneller in die Blutbahn aufgenommen und wirken kann.
- Wird die Brausetablette nicht komplett aufgelöst, gelangt der Wirkstoff nur unvollständig in die Blutbahn und die gewünschte Linderung der Beschwerden verzögert sich oder bleibt aus.
- Bei schleimlösenden Brausetabletten, sollte auch zwischen den Einnahmezeitpunkten viel Wasser getrunken werden. Dadurch kann der gelöste Schleim besser abtransportiert werden.
Hinweise zur Einnahme von Lutschtabletten
- Bei Lutschtabletten ist es erforderlich, diese unter der Zunge oder zwischen Zahnfleisch und Wange zergehen zu lassen. Da diese Medikamente zur kompletten Entfaltung der Wirkung, den Kontakt zur Mundschleimhaut benötigen. Gerade unter der Zunge ist die Schleimhaut sehr dünn, was die Arzneistoff-Freigabe und den Wirkbeginn noch beschleunigt.
- Eine vorsichtige Nahrungsaufnahme und das Trinken kalter Getränke sind erlaubt. Das Rauchen sollte aber unterlassen werden, zumindest solange, bis sich die Tablette im Mund aufgelöst hat. Da die schädlichen Substanzen in der Zigarette den Heilungsprozess, insbesondere bei einer Mund- und Rachenentzündung, verhindern.
- Träger einer Zahnprothese sollten eine Lutschtablette oberhalb des Gebisses in die Wangentasche legen.
Teilbarkeit von Tabletten, Dragees und Kapseln
- Werden Tabletten geteilt, sollten diese in exakt gleichgroße Stücke gebrochen werden. Da jedes Tablettenstück die vergleichbare Menge des Arzneimittelwirkstoffes enthalten muss. Die genaue Teilung ist notwendig, da einige Ärzte häufig die Einnahme einer halben oder viertel Tablette anordnen.
- Einige Patienten möchten aber auch ihre Tabletten teilen, damit sie leichter heruntergeschluckt werden können. In diesem Fall, sollte auf einen entsprechenden Hinweis im Beipackzettel geachtet werden. Fehlt der Hinweis zur Teilbarkeit des Medikaments, ist es erforderlich, den Arzt oder Apotheker zu fragen. Im Notfall wird der Arzt ein neues Medikament verschreiben, welches eine Teilung erlaubt.
- Ebenso gibt es aber Tabletten, die nicht geteilt werden dürfen. Diese enthalten z.B. Bitterstoffe in den äußeren Schichten, die beim Teilen freigesetzt würden. Dies gilt insbesondere für folgende Arzneiformen:
- Kapseln
Kapseln bestehen aus einer Gelatinehülle, die hart oder weich sein kann. Im inneren der Hülle befindet sich der Arzneimittelwirkstoff. Die Gelatinehülle sorgt dafür, dass sich der Wirkstoff erst im Magen und Darm langsam freisetzt. Deshalb sollten Kapseln ganz und mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden. Eine Ausnahme bilden Kapseln, deren Wirkstoff über die Mundschleimhaut aufgenommen und sofort wirken soll. - Dragees
Dragees bestehen aus einem Wirkstoffkern und einem Überzug (z.B. Wachs, Zucker), der den Kern vollständig umgibt. Dieser ist glatt und erleichtert gleichzeitig das Schlucken. Der Überzug schützt aber auch den Arzneimittelwirkstoff und überdeckt gleichzeitig einen unangenehmen Geschmack. Darüber hinaus sorgt er dafür, dass sich das Medikament an einer bestimmten Stelle im Körper auflöst. Daher sollten Dragees, nur unzerkaut und mit genügend Flüssigkeit heruntergeschluckt werden. - Retardtabletten
Retardtabletten werden durch ein spezielles Verfahren so hergestellt, dass eine verzögerte Wirkstofffreigabe erreicht wird. Dabei löst sich das Medikament nicht auf einmal auf, sondern gibt den Wirkstoff langsam und über einem längeren Zeitraum gleichmäßig ab. Dadurch kann bereits mit einer einmal täglichen Einnahme, ein gleichmäßiger Wirkstoffspiegel im Blut, über lange Zeit erreicht werden. Aus diesem Grund ist es unbedingt erforderlich, Retardtabletten ganz einzunehmen. Wird die Tablette aber dennoch zerbrochen, setzt sich der Wirkstoff im Körper schlagartig frei. Dies könnte dann wie eine unerwünschte Überdosierung wirken. - Filmtabletten
Filmtabletten sind mit einem dünnen Film überzogen, der den Wirkstoff, vor der Magensäure schützt. Dieser löst sich später im Dünndarm auf und der Arzneiwirkstoff kann vom Körper aufgenommen werden. Gleichzeitig erleichtert der Film das Schlucken und überdeckt einen möglichen unangenehmen Geschmack. Darum sollten Filmtabletten nicht zerbrochen, sondern ganz heruntergeschluckt werden. Werden die Tabletten dennoch geteilt, wird der Wirkstoff durch die Magensäure zerstört, und das Medikament wird unwirksam.
- Kapseln
- Bei der Teilung von Arzneimittel ist immer darauf zu achten, dass keine Krümel zurück bleiben, da diese für Kinder gefährlich sein könnten.
- Bei Problemen in der Teilung von Tabletten, ist es Ratsam den Arzt oder Apotheker aufzusuchen. Dieser wird das Tablettenteilen genau erklären und auf Tablettenteilhilfen (Tablettenteiler) hinweisen.
Grundsätzlich gilt: Tabletten sollten nur dann geteilt werden, wenn diese eine speziell dafür vorgesehene Bruchkerbe besitzen und die Packungsbeilage eine viertel oder halbe Tablette zur Dosierung vorsieht.
Zerkleinern von Tabletten
- Sollten erhebliche Probleme beim Herunterschlucken von Tabletten bestehen, ist es möglich, diese zu zerkleinern bzw. zu zermahlen.
- Tabletten ohne Überzug können zwischen zwei Ess- oder Teelöffeln zerbröckelt werden. Ebenfalls geeignet ist, ein Tablettenzerkleinerer oder Tablettenmörser. Ein Tablettenzerkleinerer enthält eine scharfe Klinge, die es ermöglicht, Tabletten durch einfachen Druck sehr leicht zu zerkleinern. Beim Tablettenmörser wird die Tablette durch das Zusammenschrauben des Mörsers und des Schraubdeckels, ohne großen Kraftaufwand, zerstückelt. Das dabei entstandene Pulver kann im Tablettenmörser aufbewahrt werde.
- Die pulverisierte Tablette kann anschließend der Mahlzeit beigemischt oder in Wasser eingerührt werden.
- Nach dem Zerkleinern einer Tablette, sollte das Pulver unmittelbar eingenommen und nicht der Luft ausgesetzt werden. Falls es nicht sofort geschluckt wird, ist das Pulver in einem verschlossenen Behältnis, trocken und lichtgeschützt aufzubewahren.
- Überzogene Tabletten, Kapseln oder Dragees dürfen nicht zerkleinert werden. Wird die aufgetragene Schicht zerstört, hat dies einen negativen Einfluss auf den Inhaltsstoff und die Wirkweise des Medikaments.
- Die Einnahme von pulverisierten Tabletten, darf nur nach Rücksprache mit dem Arzt oder Apotheker vorgenommen werden.
Grundsätzlich gilt: Alle mit einer Schicht überzogene Darreichungsformen müssen in der Regel unbeschädigt geschluckt werden.
Ganze Tabletten, Kapseln und Dragees schlucken
Tabletten, die nicht geteilt und zerkleinert werden dürfen, können leicht geschluckt werden, wenn der Mund vor der Einnahme des Medikaments mit Wasser befeuchtet wurde. Dabei sollte die Tablette so weit wie möglich in den Mund geschoben und mit genügend Wasser heruntergeschluckt werden. Gleichzeitig ist der Kopf leicht nach vorne zu beugen. Wird der Kopf nach hinten, in den Nacken gelegt, kann das Wasser zuerst in die Speiseröhre laufen und das Medikament bleibt auf der Zunge liegen oder im Rachen stecken.
Hilfe aus der Apotheke
Die richtige Einnahme der Medikamente ist gerade für ältere Menschen sehr schwer. Kindersichere Verschlüsse, die gleichzeitig runtergedrückt und gedreht werden müssen, stellen häufig ein unüberwindbares Hindernis dar. In diesem Fall kann der Apotheker z.B. die Tropfen, Lösung oder den Saft in ein normales Schraubglas umfüllen und dieses mit den Angaben zum Medikament beschriften. Dagegen können Tabletten mit einer Durchdrückhilfe aus der Tablettenverpackung (Blister) ohne große Mühe herausgelöst werden.